Nominatoren
Adrienne Braun, Journalistin, Stuttgart
Penelope Curtis, Direktorin der Henri-Moore-Stiftung, Leeds
Thorsten Goldberg, Künstler, Berlin
Roman Signer, Künstler, St. Gallen
Jürgen Stimpfig, Künstler, Paris
Künstlerischer Beirat des Bildhauersymposions Heidenheim
Jury
Prof. Rolf Bier, Künstler und Professor an der Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
Prof. Thomas Wagner, Journalist und Hochschuldozent, Frankfurt
Prof. Dr. Wulf Herzogenrath, Direktor der Kunsthalle Bremen
Verein
Vorsitzende: Gabriele Rogowski
Vorstand: Thomas Bögerl, Dr. Maximilian Eberle, Dr. Hubert Lienhard, Klaus Moser,
Künstlerischer Beirat: Dr. René Hirner, Berni Fetzer, Franklin Pühn, Horst Pommerenke
Technischer Ausschuss: Wilfried Wörner, Thomas Ille, Ulrich Wittmann
Presse: Norbert Pfisterer
Preisträger
Götz Arndt, Luxemburg
Michael Beutler, Berlin
Vanessa Henn, Berlin
Tina O´Connell / Neal White, London/UK
Stefan Sous, Düsseldorf
Firmen
Paul Hartmann AG in Zusammenarbeit mit
C.F. Maier GmbH & Co KG
Voith GmbH
Heidenheimer Zeitung
SHW Casting Technologies GmbH
Goetz Arndt
Erl
Paul Hartmann AG in Zusammenarbeit mit
C.F. Maier GmbH & Co KG
Das Auto als Kunstgegenstand? Götz Arndt, der 1962 in Calw geborene Bildhauer, hat in Zusammenarbeit mit der Paul Hartmann AG und der Firma C.F.Maier in Königsbronn eine Skulptur geschaffen, die sich kritisch mit dem Auto „als dem deutschen Manne liebstes Spielzeug“ auseinandersetzt. Während Hartmann grüne OP-Tücher zur Verfügung stellte, besorgte der Künstler einen alten Pkw, der gewissermaßen als „Grundlage“ für das Werk „Erl“ diente. Beim Kunstharzwerk in Königsbronn wurden die Tücher mit mehreren Lagen Kunstharz überzogen und unmittelbar darauf über das Auto gelegt. Daraus entstand eine Skulptur, die den Betrachter darauf hinweisen soll, dass das Auto in unserer Gesellschaft „ein nicht mehr gesundes Objekt der Begierde geworden ist, dem ein grundlegender, operativer Eingriff bevorsteht“, so jedenfalls Götz Arndt in seiner Werkbeschreibung. Mit großem Engagement ging die Maier-Crew zur Sache, galt es doch, die OP-Tücher möglichst rasch in die gewünschte Form zu bringen, bevor der Trocknungsprozess beginnt. Arndt nennt das Werk „Erl“, in Anlehnung an neue, noch unbekannte Pkw-Modelle.
Götz Arndt studierte in Paris an der Ecole Nationale Superieure des Beaux-Arts und erhielt mehrere Stipendien. Heute lebt er in Luxemburg. Mit zahlreichen Ausstellungen im In-und Ausland, unter anderem auch in Heidenheim, konnte er sich einen Namen machen.
Michael Beutler
Kontinuierliche Schalung
Voith GmbH
Rund zehn Meter hoch ist die „Kontinuierliche Schalung“, die der 1976 in Oldenburg geborene Künstler Michael Beutler in Zusammenarbeit mit der Voith AG in der Lehrwerkstatt im Haintal aus Papier vorfertigte. “Die Idee ist, ein genormtes Produkt zu entwickeln, welches die Verbreitung der Säule um den Globus unterstützt. Ähnlich wie bei existierenden Rohrschalungen soll auch hier Papier genutzt werden“. Durch die alternierenden großen und kleinen Volumen verkeilen sich die Elemente von selbst. Jedes Schalungsmodul gleicht dem anderen und sie lassen sich unendlich ineinander stecken. Es bedurfte einiger Versuche, bis Beutlers Idee von den Lehrlingen unter Anleitung ihrer Meister in der Lehrwerkstatt von Voith „tragfähig“ umgesetzt werden konnte. An der dicksten Stelle soll die Säule einen Durchmesser von 90 Zentimeter haben. Beutler: „Die Spindel ist der erste Teil der Arbeit, der zweite sind die Tests, der dritte ist das Aufstellen der Betonsäule mit Hilfe der gebauten Papierschalungsmodule“.
Michael Beutler studierte an der Städelschule in Frankfurt am Main bei Thomas Bayrle und an der Glasgow School of Art. Beutlers Installation einer 16 Meter hohen Pagode aus Aluminium im Laufhansa Aviation Center in Frankfurt wurde 2008 mit dem „mfi-Preis Kunst am Bau“ ausgezeichnet.
Vanessa Henn
Drop
C.F.Maier GmbH Co. KG
Unter der rosaroten Hülle steckt ein aufwendiges „Innenleben“, das in einer Spezialfirma in Thüringen vorgefertigt wurde. „Drop“ (Tropfen) nennt die 1970 in Stuttgart und in Berlin lebende Künstlerin Vanessa Henn ihren überdimensionalen „Kaugummi“. Bei C.F.Maier in Königsbronn wurde der aus PUR-Schaum hergestellte Kern mit einer stabilen Kunstharzschicht überzogen und dann mit einer Farbschicht vervollständigt. Vanessa Henn: „Inspiriert wurde die Idee durch die Möglichkeit, die Technologien eines kunststoffverarbeitenden Unternehmens zur Realisierung des Projekts zu nutzen. Die Herkunft der Form aus einem durchgekauten Kaugummi ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich“. „Drop“ sei die ironische Metapher einer Auseinandersetzung mit traditionellen, rebellischen und popkulturellen Konzepten von Kunst im öffentlichen Raum“, meint die Künstlerin.
Vanessa Henn studierte in Christchurch (Neuseeland), in Edinburgh (Schottland) sowie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Mehrere Stipendien und Preise konnte sie in den Jahren seit 2002 für sich verbuchen. Darüber hinaus trat sie mit zahlreichen Ausstellungen in ganz Deutschland an die Öffentlichkeit.
Tina O’Connell / Neal White
Where is Heidenheim?
Pressehaus Heidenheim
“Unerwartete” Kunst im öffentlichen Raum, außerhalb der Museen – nicht zuletzt das ist eines der Grundanliegen des Heidenheimer Bildhauersymposions. „Unerwartete“ Kunst im virtuellen, aber eben um so öffentlicheren Raum der Medien ist da ein besonders spannendes Projekt. Erstmals stellt die Heidenheimer Zeitung einem Künstler Raum in allen ihren Lokalausgaben zur Verfügung – für Kunst, die direkt in die Wohnzimmer von rund 80 000 Lesern geliefert wird.
Mit ihrem Projekt „Where is Heidenheim?“ nutzen die Künstler Neal White und Tina O’Connell (leben und arbeiten in Großbritannien) diesen Raum für ein spannendes Experiment: Sie wollen Lokalzeitungen aus aller Welt zusammenbringen – um der schieren Kunst willen.
„Where is Heidenheim“ ist ein offener Prozess, bei dem nur die Ausgangssituation geplant wird: In regelmäßigen Abständen werden in den Heidenheimer Lokalzeitungen Seiten anderer Lokalzeitungen abgedruckt – auch Neuseeland oder den USA oder Irland. Diese für Heidenheim völlig irrelevanten Themen werden zwar gegebenenfalls auf einer weiteren Seite übersetzt, aber ansonsten stehen sie für sich selbst.
Mehr noch: Ausgaben der jeweiligen Partnerzeitung werden in Heidenheim auch an einem besonderen Zeitungsautomaten erhältlich sein. Er wird über die Monate aus dem Kunstmuseum ans Pressehaus, später zum Zentralen Omnibushalt ZOH und schließlich ans Heidenheimer Rathaus wechseln. Dort kann man sich die fremden Lokalzeitungen kostenlos abholen – unter einem Leuchtschild mit der Frage „Where is Heidenheim?“ („Wo ist Heidenheim?“)
Genau dieser Verkauf wird den Partnerzeitungen Anlass bieten, selbst über die ungewöhnliche Aktion zu berichten – und sich und ihren Lesern die Frage zu stellen, wo Heidenheim denn liegt. Dies kann und soll durchaus der Beginn einer völlig untypischen journalistischen Wechselbeziehung sein: Lokalmedien, die international über sich berichten, nur weil sie ein Kunstprojekt dazu brachte, über sich zu berichten.
Stafan Sous
Privatsammlung
SHW CT GmbH
„Da wird etwas zum Denkmal, das es normalerweis nicht verdient“, sagt der 1964 in Aachen geborene Künstler Stefan Sous. Rund 40 Teile beinhaltet sein „Sperrmüllhaufen“ aus Metall, der in aufwendiger Kleinarbeit bei SHW Casting Technologies im Werk Wasseralfingen unter der fachkundigen Leitung von Alfred Neukamm gegossen wurde. Das Werk trägt den Namen „Privatbesitz“. Sous ist der Meinung, dass ein Sperrmüllhaufen einiges über den oder die Besitzer der Gegenstände aussagt, die die ausgedienten Gebrauchsgegenstände zur Abholung vor die Tür gestellt haben. Der Künstler sagt dazu: „Uns erscheint Sperrgut eigentlich willkürlich angehäuft. Meinem künstlerisch-bildhauerischen Blick erscheint es jedoch oftmals wie eine mit Bedacht erzeugte Ansammlung oder Anordnung – gar als Ensemble“. Der im ersten Moment vielleicht irritierende Vorschlag zeige sich schon im Entwurf als klassisches Stillleben. Das Verewigen des Abgenutzten lasse einen Gedanken an die Vergänglichkeit allen irdischen Seins zu.
Stefan Sous studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Tony Cragg, und erhielt zahlreiche Preise. Seine Werke können in vielen Städten in ganz Deutschland bewundert werden.